Malen nach Fekete
Ein Projekt der Klasse 3 und 4 der Gundernhäuser Schule
Der Künstler hätte seine Freude gehabt an der Ausstellung „Malen nach Fekete“. Sein konzentriertes Skizzieren und Malen, was von innen nach Gestaltung drängte, war stets ein einsames Ringen um die beste Form und Farbgebung, Tag für Tag. Fekete duldete dabei allenfalls seinen Hund oder auch die Katze des Nachbarn. „Tiere können sich nicht wehren“, pflegte er zu sagen und rettete sie, indem er einen verirrten Frosch oder Käfer oder eine kleine Wildschildkröte vom Straßenpflaster aufhob, damit sie nicht überfahren wurde und der Maus baute er eine Treppe, damit sie aus dem Lichtschacht, in den sie geraten war, aus eigener Kraft wieder herauskonnte.
Kinder jedoch hielt er für lärmende Störenfriede, gegen deren Lachen und gelegentliche Rufe beim Spielen auf der Straße er schleunigst sein
Fenster schloß. Das änderte sich eines Tages, nachdem eine Lehrerin von der Gundernhäuser Schule ihn anrief und um einen Termin bat, an dem sie einmal ihrer Schulklasse ihn und seine Kunst im Atelier präsentieren dürfe. Überrumpelt nannte er ein Datum und schimpfte anschließend über diese Belästigung, die ihn nur vom Arbeiten abhielte. Seine Frau erbot sich aufzupassen, damit die Kinder keinen Blödsinn anstellen konnten. Doch siehe da, Fekete hatte seine Freude an
den andächtig zuhörenden Kindern. Am nächsten Tag spürte er verblüfft, welches Vergnügen die aufmerksam zuschauende und mitunter unbefangen fragende Jugend in seinem Herzen hinterlassen hatte. Aus der
Begegnung war eine wechselseitige Anregung geworden, von der er gelegentlich gerne erzählte und sich, wenn ich mich richtig erinnere, für einen später weiteren Schülerbesuch dann regelrecht vorbereitete.
„Wie lassen sich Kunstwerke lebendig für neue Generationen halten?“, mögen sich die Lehrkräfte der Gundernhäuser Schule verdienstvollerweise gefragt haben und – „wie
können Kinder lernen, aufgeschlossen und interessiert auf Kunstwerke zuzugehen?“ Diese Ausstellung zeigt, auf welche Weise ihnen dies
gelungen ist. Sie haben nicht nur Bilder vorgeführt, sondern die Kinder gefordert, indem sie „ihr“ Bild auswählen sollten, diese Wahl dann zu begründen versuchten und anschließend auch noch selber nach ihrem gewählten kleinen Vor-Bild weitermalten mit ihren Farben und nach ihren eigenen Ideen. Mit dieser Aufgabenstellung ist es den Lehrerinnen geglückt, aus passivem Vorübergleiten aktives Bemühen beim engagierten Betrachten zu schaffen mit der Folge, daß die Kinder womöglich auch in Zukunft eher bereit sind, sich ansprechen zu lassen, innerlich mitzubeteiligen und Stellung zu beziehen.
Fotos U. Richter
Man kann nur wünschen, daß dieser schöne Weg Schule macht, gelegentlich auch weiterhin den Kindern Kunstwerke näher gebracht werden, denn hier hat offensichtlich eine Schulung stattgefunden, aktiv zu sehen.
Ursula Paschke