Rede Dr. Werner Thomas

Bürgermeister Dr. Werner Thomas

 

 

 

 

 

Bürgermeister Dr. Werner Thomas

Lassen Sie mich bitte eines vorweg sagen: Es ist für mich eine unverdiente Ehre, hier bei der Trauerfeier für Frau Prof. Dr. Maria Fekete ein paar Worte sagen zu dürfen. Eine Ehre, die anderen eher zugestanden hätte.

Wir alle, die wir heute hier sind, betrauern den Tod von Frau Prof. Fekete; aber bei aller Trauer, die für jede und jeden von uns, die wir heute hier sind, ganz persönlich begründet ist, sollten wir nicht vergessen, dankbar zu sein. Dankbar dafür, daß wir Maria Fekete kennenlernen und einen Teil unseres Lebensweges mit ihr gemeinsam gehen durften.

Ich bin sicher: Es wäre auch ihr ein Anliegen, nicht so sehr vom Tod als vielmehr vom Leben zu sprechen.

Dennoch dürfen wir trauern! Trauern um den Tod von Frau Prof. Fekete, deren Leben von zwei Schwerpunkten geprägt war. Sie war ganz ohne Zweifel ihrem Mann, Herrn Esteban Fekete, den ich auch sehr geschätzt habe, eine stets anspornende, geduldige und kritische Begleiterin bei dessen täglicher künstlerischer Arbeit. Und ich habe in zahlreichen Gesprächen, die ich während meiner Mitarbeit in ihrer Arbeitsgruppe im Fachbereich Biologie mit ihr führen durfte, immer wieder gespürt, wie wichtig ihr das war.

Sie war aber auch die Hochschulprofessorin, Wissenschaftlerin und Forscherin als die ich und zahlreiche Studierende sie kennen und schätzen lernen durften, und ich bitte Sie um Verständnis, wenn ich den Fokus etwas mehr auf diesen Bereich lenken will, denn das bin ich ihr, ich bin einmal so kühn zu sagen, im Namen all derer, mit denen sie zusammengearbeitet hat, schuldig.

In ihren Vorlesungen und Praktikumsveranstaltungen hat sie Generationen von Biologinnen und Biologen unterrichtet und betreut. Wir alle haben von ihr gelernt, daß es wichtig ist, sein Forschungsziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ihre Kompetenz und ihr großes fachliches Wissen haben dazu beigetragen, daß sie von Studierenden, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Fachkolleginnen und -kollegen stets sehr geschätzt und als Autorität geachtet wurde. Diese Wertschätzung, das habe ich immer wieder bei Veranstaltungen auch an anderen Universitäten gespürt, galt weit über den Studienort Darmstadt hinaus. In vielen Symposien der Deutschen Forschungsgemeinschaft habe ich immer wieder erlebt, wie sehr ihre Vorträge und Diskussionsbeiträge geschätzt wurden.

Ich selbst bin ihr zu großem Dank verpflichtet, denn sie hat mir die Gelegenheit gegeben, Erfahrungen zu sammeln und Fertigkeiten zu erlernen, die weit über das hinausgingen, was im Studienplan festgeschrieben war. Es sind die Dinge, die man nur erlernen kann, wenn man in der täglichen Begegnung und Zusammenarbeit ihre Kommentare, Informationen aufsaugen und an ihrem Wissen teilnehmen konnte. Themen, mit denen man sich beschäftigt oder auch einfach beschäftigen muß, wenn man in den täglichen wissenschaftlichen Laborgesprächen von ihrer umfassenden Fachkompetenz profitieren und in den zahlreichen Arbeitsgesprächen bestehen wollte.

Allen ist sie mit Respekt und Vertrauen begegnet!

Ich bin stolz darauf, daß ich für einige Jahre in ihrer Arbeitsgruppe am botanischen Institut der Technischen Universität Darmstadt, damals noch Technische Hochschule, mitarbeiten durfte. Dort habe ich sie als überzeugte und überzeugende Wissenschaftlerin kennen und schätzen gelernt, die die Arbeit ihrer Diplomanten und Doktoranten stets konstruktiv kritisch begleitet und dabei immer einen besonderen Wert auf selbständiges Arbeiten gelegt hat.

Dabei war sie sich auch nicht zu schade, immer wieder auch Gedanken und Überlegungen zu begleiten, deren Ziel noch nicht klar formuliert war. Es war ihre Überzeugung, ihren Schülerinnen und Schülern das Bewußtsein zu vermitteln, daß Beharrlichkeit im wissenschaftlichen Arbeiten wichtig ist.

Mit der gleichen Beharrlichkeit verfolgte sie ihre eigene wissenschaftliche Arbeit. Sie verlor zu keinem Zeitpunkt ihr Ziel aus den Augen und leitete mit sehr viel Energie und wissenschaftlicher Kreativität ihre Arbeitsgruppe. Dabei war sie immer darauf bedacht, auch die Forschungsergebnisse von Nachbardisziplinen nicht außer Acht zu lassen. Bei der Zusammenarbeit mit ihr konnte man früh lernen, wie wichtig vernetztes Denken ist, noch bevor dieser Begriff in späteren Jahren in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen wurde.

Frau Prof. Fekete hat uns verlassen, sie ist, wie es im Darmstädter Echo zu lesen war, nach vier Jahren ihrem Mann in den Tod gefolgt.

Wir gehen ganz unterschiedlich mit dem Thema Tod und Sterben um. Für viele ist der Tod das Aus, das absolute Ende. Menschen mit einem religiösen Hintergrund stellen oft die Frage nach dem Danach. Ich persönlich lebe in der Überzeugung, daß wir durch den Tod in eine andere Wirklichkeit eintreten.

Wir werden diese Frage nicht hier nicht endgültig beantworten können, aber der 1956 verstorbene Lyriker und Dramatiker Bertolt Brecht hat uns eine kleine Hilfestellung angeboten, mit dieser Misere umzugehen:

„Der Mensch“, sagt er, „ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“

So gesehen bin ich überzeugt:

Maria Fekete und auch ihr Mann Esteban werden noch lange weiterleben.

Video – Portrait

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