In diesem Jahr war es zu Ostern noch warm, und viele Menschen zogen zum Rio, „Wie lange wird das so bleiben?“ fragten sie sich.
Auch die kleine, dunkle Raquel war am Fluß. Sie watete schon eine Weile duch das sanfte, braune Wasser, das ihr bis zu den Knöcheln ging. Am Anfang des Sommers konnte sie nie früh genug kommen; er war immer als erster da, und er war ein schöner Bursche, dieser Antonio. Die beiden hatten sich unverschämt genau angeschaut. Einige Tage darauf hatten sie miteinander gesprochen, später gingen sie gemeinsam baden. Der schmutzige Rio ließ alles geschehen.
Sie trafen sich immer an der Trauerweide. Aber schon nach ein paar Wochen geschah es, daß sie einmal umsonst wartete. zwar versicherte Antonio am nächsten Tag, daß es ihm schrecklich leid tue, aber er habe eben nicht kommen können.
Raquel merkte nun, wie jung Antonio war. Manchmal ging er mit den anderen Burschen, dann spielten sie Fußball. Raquel saß unter dem Baum und wartete gedultig, Sie liebte es, wenn der Rio, vom Südostwind geschoben, das ganze Ufer überflutete. Dann konnten sie gerade zu zweit unter der Trauerweide sitzen, und die wilden Wellen tobten zu ihren Füßen. Am nächsteb Tag stand in der Zeitung, daß Badende vom plötzlichen Hochwasser überrascht wurden und ertranken.
Auf einmal hob Raquel den Kopf. Antonio war gekommen. Sie war ein gutes Stück von ihm entfernt, aber er suchte sie nicht. Er unterhielt sich mit den anderen. Dann ließ er sich unter einer Pappel nieder, wo einige Mädchen saßen.
Raquel ging langsam zu ihrer Weide zurück. Diesmal hatte Antonio keine Zeit für sie. Er ging ins Wasser, um zu baden. Sie sah, wie er immer kleiner wurde. Das Wasser des Flusses war ungewöhnlich niedrig. Sie schaute zur Pappel zurück und sah die fröhlichen Mädchen,
„Wenn doch heute Südostwind käme!“ Raquel stand auf, sah zum Himmel und zog die Luft witternd duch die Nase, „Nun gut, wenn du mich nicht mehr willst, dann soll es so sein!“
Sie drehte sich um und ging weg. – Als sie eine Stunde später zurückkam, stand das ganze Ufer unter Wasser.