O’Sullivan war Fischer im Südwesten Irlands, wo jeder dritte so heißt. Er war verheiratet mit einer Bauerntochter aus Connemara, der er nie etwas von seinem Beruf und seinen Problemen erzählte. Er hatte vier ganz neue Schiffe, die er auf Kredit gekauft hatte.
Unerwartet starb O’Sullivan: Herzversagen. Man könnte vielleicht auch sagen: aus tiefem Kummer. Die Fischerei ging nicht gut, es gab wenig Fische, weil die küstennahen Gewässer überfischt waren. Die neuen Schiffe aber mußten bezahlt werden; der Witwe blieb nichts anderes übrig, als sie unter Preis zu verkaufen.
O’Crossman, ein Geschäftsmann, bot ein Drittel des Kaufpreises. Die Witwe nahm das Angebot an und ging zurück ins Elternhaus nach Connemara.
Was wollte nun O’Crossman mit den Schiffen? Er dachte, daß die Fische sich in einigen Jahren wieder vermehrten und er die Schiffe dann gut verkaufen könnte. Bis das geschah, mußte er die Schiffe in einem sicheren Hafen vor Anker legen. Er wählte Killmakilloge, ganz in der Nähe unseres Hauses. Das war vor dreiundzwanzig Jahren im Spätsommer.
Anfang September kam aber ein in dieser Gegend noch nie dagewesener Sturm. Auch sehr alte Leute konnten sich nicht an ein so schlimmes Ereignis erinnern. Die vier Schiffe wurden von den Ankern losgerissen und auf die Felsen geworfen.
In diesem Zustand habe ich sie zum ersten Mal gesehen. Es war ein großartig erregender Anblick, ganz so wie meine Malerei, zerrissen, aber einige Schönheiten durchschimmern lassend. Ich habe diese Kadaver gezeichnet, gemalt und gedruckt. Nach zwanzig Jahren beschäftigt mich dieses Spektakel noch immer, obwohl die Wracks schon lange verschwunden sind.
Wer freute sich wohl noch über diese Tragödie? Die Fische, weil sie nicht mehr gefischt werden; aber sie denken nicht, sie leben und sterben nur.
Esteban Fekete
Neidin, den 25. Juli 2006