Wir wohnten in einem Hochhaus im zweiten Stock in Ankara. Mein Vater war Ingenieur bei der Stadt, nachdem seine Baufirma in Ungarn Pleite gegangen war.
Vor unserem Haus verlief eine neue Straße, die zum Bahnhof führte. Damals, 1930, war noch wenig Verkehr dort, kaum Autos oder andere Motoren. Gegenüber dem Haus lag ein großer Garten, der Blumen und Bäume für Ankara produzierte. Ich war sechs Jahre alt und spielte den ganzen Tag in diesem Garten.
Es war Frühling und einmal war ein Affe an einen Baum gebunden. Wie er dorthin gekommen ist, weiß ich heute nicht mehr. Ich habe mit ihm Freundschaft geschlossen und kam so ganz in seine Nähe, trotz der kurzen Kette oder Schnur, die ihn nur wenige Schritte machen ließ.
Manchmal hat meine Mutter Mandeln in Zucker gegossen und mir in die Tasche gesteckt. Ich gab probeweise dem Affen ein Stück und er war entzückt darüber. Ich weiß nicht mehr, welche gute Tat von mir meine Mutter veranlaßte, mir zwölf von diesen Mandeln zu geben. Ich bin gleich in den Garten gelaufen und habe beschlossen, daß ich die Hälfte dieser Mandeln dem Affen geben werde. Eine aß ich, die andere gab ich dem Affen. So ging eine nach der anderen weg und es blieb nur die letzte. Die gab ich dem Affen, zeigte ihm meine leeren Hände, um zu sagen, daß es keine Mandeln mehr gibt.
In diesem Augenblick sprang der Affe auf meinen Fuß und biß stark und kräftig hinein. Das war sehr schmerzhaft, aber die Enttäuschung tat mehr weh: Ich hatte auf die Hälfte der begehrten Mandeln verzichtet, sie dem Affen gegeben, und er zahlte die gute Tat auf diese fürchterliche Weise zurück.
Die Ordnung der Welt ist in mir zusammengebrochen. Lange habe ich mich nicht von diesem Schock erholt. Sogar bis heute nicht.
Esteban Fekete